Archiv: Hörproben

Ewigkeit

Immer wieder und wieder
steigst du hernieder
in der Erde wechselnden Schoß,
bis du gelernt im Licht zu lesen,
dass dein Leben und Sterben eins gewesen
und alle Zeiten zeitenlos.
Bis sich die mühsame Kette der Dinge
zum immer ruhenden Ringe
in dir sich reiht –
in deinem Willen ist Weltenwille,
Stille ist in dir – Stille –
Und Ewigkeit.

Manfred Kyber

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Stefan Zweig

„Die Welt von Gestern“

Paris, Begegnung mit Rodin

Menschen dieser seltenen Art waren ein großer Gewinn für einen Beginnenden; aber die entscheidende Lehre hatte ich noch zu empfangen, eine, die für das ganze Leben gelten sollte. Sie war ein Geschenk des Zufalls. Bei Verhaeren waren wir in eine Diskussion mit einem Kunsthistoriker gekommen, der klagte, die Zeit der großen Plastik und Malerei sei vorüber. Ich widersprach heftig. Sei nicht Rodin noch unter uns, nicht geringer als Gestalter als die Großen der Vergangenheit? Ich begann seine Werke aufzuzählen und geriet wie immer, wenn man gegen einen Widerspruch kämpft, in fast zornigen Schwung. Verhaeren lächelte in sich hinein. »Jemand, der Rodin so liebt, sollte ihn eigentlich kennenlernen«, sagte er am Ende. »Morgen bin ich in seinem Atelier. Wenn es dir recht ist, nehme ich dich mit.«

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Das Weihnachtslied

Ich verkünde große Freude,
Die Euch widerfahren ist;
Denn geboren wurde heute
Euer Heiland Jesu Christ!“

Jubelnd tönt es durch die Sphären,
Sonnen kündens jedem Stern,
Weihrauch duftet auf Altären
Beter knien nah und fern…

Karl May

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Die Erblindende

Sie saß so wie die anderen beim Tee.
Mir war zuerst, als ob sie ihre Tasse
ein wenig anders als die andern fasse.
Sie lächelte einmal. Es tat fast weh…

Rainer Maria Rilke

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Der Zauberlehrling

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch…

Johann Wolfgang von Goethe

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Der Lotos

Der Lotos schimmert wieder auf dem Teich
Als weiße Blüte, die die Götter grüßt;
Doch seine Wurzel wohnt, wo wirr und wüst
Gestorbnes niedersinkt ins düstre Reich…

Herbert Fritsche

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Biographie von Herbert Fritsche (Autor: Werner Zachmann) – Link zur Website

 


 

Marienbader Elegie

Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschlossner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sich’s im Gemüte! —
Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor…

Johann Wolfgang von Goethe

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